Konzile
20 Jahre Bayerische Rubus-Konzile
Einleitung
Den Grundstein für die spätere umfassende und grundlegende Neu-Bearbeitung der Gattung Rubus L. in Mitteleuropa und darüber hinaus legte H. E. Weber in seiner Arbeit „Über die Vegetation der Knicks in Schleswig-Holstein“ (H. E. WEBER 1967). Seitdem sind nun mehr als 35 Jahre vergangen.
1975 kamen über A. Bresinsky und P. Schönfelder an der Universität Regensburg und über die Regensburgische Botanische Gesellschaft Kontakte zu H. E. Weber zustande. Durch seine Untersuchungen in Norddeutschland angeregt, begannen nach und nach verschiedene Botaniker sich auch in Bayern mit der Gattung Rubus zu befassen.
Durch die Bemühungen von L. Meierott (Gerbrunn) konnte 1992 erstmals eine mehrtägige Exkursion dieser batologisch Interessierten mit H. E. Weber stattfinden. Die schon bald „Konzile“ genannten jährlichen Treffen entwickelten sich unter der fachkundigen Betreuung von H. E. Weber schnell zur unverzichtbaren Maßnahme in der bayerischen Rubus-Forschung.
Schon vorher war im „Bayern-Atlas“ (SCHÖNFELDER & BRESINSKY 1990) die Verbreitung verschiedener Rubus-Arten, basierend auf Herbar-Revisionen durch H. E. Weber (M, REG) sowie einigen aktuellen Kartierungen (H. E. Weber & Wittig, H. E. Weber, Reif, Milbradt, Lippert, Dörr, Fürnrohr), in einigen Karten dargestellt worden. Während des 1. Konzils in Nassach (OFr) deutete sich jedoch an, dass die Brombeersippen in Bayern sowohl hinsichtlich ihrer Anzahl als auch ihrer Verbreitung bei einer gründlichen und systematischen Erfassung noch einiges an Überraschung bieten würden.
Der folgende Beitrag fasst im Wesentlichen die Ergebnisse der bayerischen Rubus-Konzile sowie die stets damit verbundenen Herbar-Auswertungen in Übersichten und Tabellen zusammen. Außerdem werden zwei bayerischen Brombeeren (Rubus bavaricus und ...) beispielhaft etwas ausführlicher dargestellt. Eine Gesamtdarstellung der bayerischen Rubus-Flora ist für eine spätere Publikation vorgesehen.
Tab. 1: Die bayerischen Rubus-Konzile von 1992 bis 2003:
Die Brombeer-Sippen in Bayern
Im „Bayernatlas“ (s. o.) fanden 69 Rubus-Taxa Erwähnung. Die Ergebnisse früherer Sammler (und Bearbeiter) von Brombeeren in Bayern konnten nur in eingeschränkter Weise und nur beim Vorliegen von Herbarbelegen verwertet werden. Über die taxonomischen Probleme der artenreichen Gattung Rubus L. in Europa sowie über die Entwicklung ihrer Bewältigung hat H. E. Weber verschiedentlich, zuletzt ausführlich in dieser Publikationsreihe (H. E. WEBER 2002) berichtet. Eine Zusammenfassung der historischen Beiträge zur Rubus-Forschung in Bayern findet sich auch bei FÜRNROHR (1996).
Eine Übersicht der bislang in Bayern bekannt gewordenen Brombeer-Sippen gibt Tab. 2. Darunter ist eine große Zahl von Neubeschreibungen durch H. E. Weber und G. Matzke-Hajek.
Kartierungsergebnisse für Brombeeren fehlen nur mehr für wenige kleine Gebiete in Bayern. Deshalb ist ein Überblick über die Verteilung der Brombeer-Sippen in übergeordneten Naturraum-Komplexen heute schon möglich. Tab. 3 bietet eine entsprechende Übersicht. Daraus geht deutlich hervor, dass die Zahl der anzutreffenden Brombeersippen ein Nord-Süd-Gefälle aufweist. Während die Mittelgebirgsschwellen im Norden und Nordosten Bayerns vom Einströmen der Brombeer-Sippen aus den rhenanischen und hercynischen Florenprovinzen noch deutlich profitieren (Tab. 3a, 3b), prägen südlich der Donau vor allem südbayerisch-subendemische Brombeer-Sippen das Moränen- und Molasse-Hügelland (Tab 3c). Im bayerischen Alpenraum spielen oberhalb 600 Meter hauptsächlich die Hybridschwärme der Serie Glandulosi eine Rolle. Nur in besonders klimagünstigen Lagen (südexponierte Almen) gedeihen auch in Höhenlagen um die tausend Meter einige stabilisiert apomiktische Sippen wie Rubus oenensis, R. bifrons und R. vestitus (Nachweise von Tautenhahn, Merschel, Fürnrohr).
Abgesehen von den europäisch/mitteleuropäisch weit verbreiteten Sippen (Tab. 3 t) und den lediglich isoliert/disjunkt auftretenden Sippen (Tab 3 u) besteht der größte Teil der bayerischen Brombeeren aus Regionalsippen, deren Areale, wie oben erwähnt, entweder auf collin-montane Randgebiete in Bayern nur übergreifen oder sich mehr oder weniger stark mit den naturräumlich differenzierten Großlandschaften (Regionen) Bayerns zur Deckung bringen lassen. (Tab. 3 c, d-s). Da das Alter dieser apomiktischen Brombeeren, soweit es sich um Regionalsippen handelt, phylogenetisch als relativ jung angesehen wird, gibt es vermutlich zwischen ihrer Ausbreitungsdynamik und den kulturhistorischen Entwicklungen der Landschaften, in denen sie auftreten, einen Zusammenhang (siehe dazu vor allem MATZKE-HAJEK 1997).
Brombeerreiche Gebüsch- und Waldlichtungsgesellschaften sind bisher in Bayern nur in wenigen Gebieten untersucht worden (REIF 1983, 1985, MILBRADT 1987). Eine Analyse von Pflanzengesellschaften, in denen Brombeeren ihre Schwerpunkte haben, ist derzeit für Bayern kaum möglich. Mit dem fortschreitenden Umbau der Kulturlandschaft gehen die Vegetationstypen, in denen Brombeeren bisher geeignete Lebensbedingungen gefunden haben, zunehmend verloren. Das gilt vor allem für ehemals als Weidegebiete genutzte Flächen. Neue Ersatzstandorte erschweren die Möglichkeit des Rückschlusses auf primäre Standorte der Brombeersippen in den bayerischen Naturlandschaften.
Die bei Haeupler & Muer (2000) erfolgten Zuordnungen der Brombeeren zu einzelnen Biotoptypen, denen die von H. E. Weber (1998, 1999, 2003) behandelten höheren syntaxonomischen Einheiten im Wesentlichen entsprechen, sind in Tab. 4 zusammengefasst.