Die Bestimmung der kleinen Lepidium- (Kresse-) Arten ruderaler Standorte

Hans Reichert

In der Regel lässt sich der Archäophyt Lepidium ruderale (Schutt-Kresse) aufgrund seines sparrigen Wuchses und seines scharfen, fast stinkenden Kressegeruchs gut von den habituell ähnlichen Neophyten Lepidium densiflorum (Dichtblütige Kresse), L. neglectum (Verkannte Kresse) und L. virginicum (Virginische Kresse) unterscheiden. Diagnosen aufgrund des Geruchs sind jedoch nicht jedermanns Sache, und bei der Bestimmung von Herbarexemplaren ist das Geruchsmerkmal oft nicht mehr verfügbar. Nicht selten hat man es mit den bei Brassicaceen häufigen Kümmerformen zu tun, bei sich wegen geringer Verzweigung Habitus-Unterschiede verringern.

Ich habe mit folgenden Bestimmungsmerkmalen, die größtenteils der Exkursionsflora von Deutschland (Rothmaler),
Band 4, 10. Aufl. entnommen sind, auch bei Kümmerformen und Herbarexemplaren gute Erfahrungen gemacht. Nicht gut zurecht kam ich mit dem Merkmal der U- oder V-förmigen Ausrandung der Frucht am Griffelansatz.

 

 

1. Lepidium virginicum

Falls Blüten vorhanden sind (was bei den reich blühenden Kresse-Arten in der Regel der Fall ist) lässt sich diese Spezies von den drei anderen dadurch unterscheiden, dass die Kronblätter zwar schmal und unscheinbar, aber ebenso lang sind wie die Kelchblätter oder etwas länger
 
Abbildung 1Abb. 1
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 Bei den drei anderen Arten fehlen Kronblätter entweder gänzlich oder sind kürzer als die Kelchblätter
Abb. 2, Beispiel Lepidium neglectum 

2. Lepidium neglectum

Von den beiden folgenden Arten anhand der Samen zu unterscheiden, die einen ziemlich breiten Hautsaum aufweisen (Abb. 3). Dieser ist schon an unreifen Samen mit der Binokularlupe gut zu erkennen, sowohl im Auflicht als auch im Durchlicht. Zwar haben auch die Samen von Lepidium virginicum einen Hautrand (Abb. 4), doch gibt es ja wegen der unter 1. genannten Blütenmerkmale keine Unterscheidungsprobleme.
 
                                                              

Abb.3 Abb.4

3. Lepidium densiflorum

Ein Hautsaum ist an den Samen nur minimal angedeutet oder fehlt ganz (Abb. 5). Letzteres gilt auch für Lepidium ruderale (Abb. 6), das folglich anhand der Samen nicht von L. densiflorum zu unterscheiden ist. Aber selbst bei Kümmerformen lassen sich die beiden Arten anhand der Stängelbehaarung unterscheiden, die im Bereich der Infloreszenz am besten entwickelt ist. Bei L. densiflorum besteht die Behaarung aus zylindrischen bis keulenförmigen Haaren mit abgerundeter Spitze (Abb. 7a).
 

 
Abb.5 Abb. 7  

4. Lepidium ruderale

Die Stängelbehaarung besteht aus ungleich langen Haaren, unter denen konische (dornförmige) und zugespitzt keulenförmige überwiegen (Abb. 7b).

 

 

 

Abb.7a

Abb. 7b